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fresco roemisch dame mit teller

Kulinarik modernes Italien VS antike Römer

roemer

Ein historischer Roman, “Imperium” von Robert Harris, ließ mich kürzlich über die Essgewohnheiten der alten Römer reflektieren. Welche der antiken römischen kulinarischen Traditionen hat bis heute überdauert ? 

Natürlich ist der Unterschied zwischen der damaligen und der heutigen italienischen Küche enorm. Kartoffeln, Tomaten, Nudeln – alles unbekannt vor 2000 Jahren. 

Doch es finden sich bei genauerem Hinsehen viele Ähnlichkeiten: 

***  DAS GEMÜSE  ***

Vor allem haben die römischen Bürger sehr viel Gemüse gegessen. Fleisch war extrem teuer und blieb den Banketten der reichen Aristokraten und Mächtigen vorbehalten. Bitteres Gemüse wie Endiviengewächse, Artischocken, Spargel , Radicchio sind in Italien auch heute noch so beliebt wie damals.

Auch die Vorliebe für die Kombination süss-sauer ist im modernen Italien traditionell verankert: die sizilianische Caponata, die Sarde in Saor im Veneto, die Mostarda in Cremona, die Balsamico-Zwiebelchen, die Kürbisravioli mit Amaretti ,…

Das Gleiche gilt für Bohnengerichte, die von Süden bis in den Norden Italiens bis heute gerne auf den Tisch kommen.  “Fagioli all’uccelletto ” und die vielen Minestrone-Rezepte mit Bohnen, Bohnenpüree oder Bohnen als Beilage sind aus der traditionellen italienischen Küche nicht wegzudenken. 

*** FISCH UND MEERESFRÜCHTE ***

Fisch und Meeresfrüchte wie Muscheln und Austern waren äußerst beliebt – meistens gegrillt. Reiche Römer besaßen eigene Teiche zur Fischzucht und es wurde viel Aufwand betrieben, um frischen Fisch so schnell als möglich zum Endverbraucher zu bringen. Heute: gilt das Gleiche! Nur ist das Mittelmeer nicht mehr so reich an Fischen wie damals, dafür haben die Fische heute mehr Plastikanteil… 

*** NACHSPEISEN ***

Als Dessert oder zwischendurch wurden vor 2000 Jahren gerne Obst serviert, in Honig gebraten und oft süss-sauer serviert. Feigen, Datteln, Nüsse, Äpfel, Weintrauben, Granatäpfel, Marillen uvm. 

So gesehen, ernährten sich der durchschnittliche römische Bürger ganz gesund, heute wird es “mediterrne Diät” genannt 😉

focaccia mit rosmarin

*** BROT ***

Das Wort “Focaccia” läßt sich vom lateinischen “panis focacius” ableiten – in der Glut gebackener Fladen. 

Die meisten Römer mussten sich mit “puls” begnügen, einem Getreidbrei – denn gebackenes Brot war kostspielig und nicht viele Bürger hatten einen Backofen. 

 

*** WÜRZUNG ***

Die Römer liebten würzig-intensive Marinaden. “Garum” war eine Würz- Flüssigkeit, die eher unappetitlich hergestellt wurde: Fisch, gekochte Eier, Salz und soviele Gewürze wie möglich wurden in Amphoren geschichtet, in der heißen Sonne wochenlang stehengelassen und fermentierten so. Dann filterte man die Sauce. Je würziger, umso beliebter. Dafür war man mit Salz sparsamer, das wurde hauptsächlich zum Haltbarmachen von Lebensmitteln verwendet. 

colatura di alici

Das erinnert an die “Colatura di Alici” , ein Fisch-Extrakt, das heute vor allem in Cetara in Süditalien hergestellt wird. Sardinen werden mit Salz übereinander geschichtet, mehrere Wochen und Monate gereift und gepresst. Die Flüssigkeit, die dabei austritt, wird gefiltert, noch einigen weiteren Prozeduren unterzogen und fertig ist unser modernes “Garum”. Ideal für Spaghetti mit Peperoncino und Tomaten….

*** WEIN ***

weinamphoren weinhandlung ausgrabung

Bild einer antiken “Bar” in Hercolaneum. Läden, in denen man schnell etwas zu Essen kaufen konnte mit einem Glas Wein dazu, waren damals sehr beliebt. Vorläufer unseres Fast-Foods, denn wenige römische Haushalte hatten damals eine eigene Küche. 

Das mit Abstand liebste Getränk der Römer  war der Wein. Man trank ihn  gewöhnlich mit Wasser verdünnt, Kindern bekamen “kindgerecht”  das sogenannte „mulsum“, mit Honig gesüßten Most oder Wein. 

Die Römer hatten den Weinanbau von den Etruskern übernommen und verbessert. Für unsere heutigen Geschmacksnerven dürfte der damalige Wein aber eine Herausforderung sein. Die spontane Gärung war damals schlecht zu unterbrechen , der Wein also vollvergoren. Der oft kräftige Essiggeschmack wurde mit Wasser (warm oder kalt, oft auch Salzwasser) verlängert. Geschmackliche “Verfeinerung ” erfolgte durch: Aschenlauge, Flöhkraut, Salz, Schwefel, Gips, Pinien- und Pistazienharz, Pech oder zerstoßener Marmor sind als Beigaben verbürgt. Kalk gab man bei, um die Säure zu mildern.

Bei Bedarf wurde der Wein mit Honig und Rosenblüten süsser gemacht. Thymian und Oregano, Zimt und Aloe? Herbei, herbei  – der Wein konnte nur gewinnen. Die Weinamphoren wurden nämlich auch mit Öl ausgestrichen, um dicht zu bleiben – diese Probleme gibt es heute zum Glück nicht mehr. 

Bei Tisch wurden dann die Zusätze und Rückstände mit aufwendig dekorierten Sieben herausgefiltert. Auf den Sieben standen oft fröhliche Trinksprüche wie ” Gib Wein ! “, “Spare Wasser und gibt reinen Wein hinzu” oder “Ich habe die Wirtin gev..lt ! “. 

Soldaten und auch  Sklaven bekamen ihr tägliches Quantum, Wein war also in der römischen Kultur allgegenwärtig. Die Weinbegeisterung in Italien blühte derart, dass Kaiser Domitian im Jahr 92 zusätzlichen Weinbau in Rom verbot und im Land die Umwandlung von Weizenfeldern in Weinflächen untersagte.

Wo Wein ist, wird und wurde auch Wein gepanscht. So auch im alten Rom: man kannte das Umetikettieren, das Umfüllen von neuen Weinen in alte Amphoren und Schläuche, das Umfärben von Rotwein auf Weisswein. Hier das überlieferte Rezept dazu: 

„Gib Bohnenmehl oder drei Eiweiß in die Flasche und schüttle die Mischung sehr lange. Am folgenden Morgen wird der Wein weiß sein.“

Plinius der Ältere (23–79) klagte in seiner „Naturgeschichte“ im Kapitel über die Trunkenheit: „Es ist schon so weit gekommen, das die bloßen Namen aus den Kellern verkauft werden.“ 

Fazit: Die Geschmäcker, die verfügbaren Zutaten, die Kochmethoden – all das hat sich seit Cicero’s und Caesar’s Zeiten deutlich geändert. Die Menschen selber  ändern sich  anscheinend nie… die Parellelen zu den Wein-  und Olivenölskandalen  der Neuzeit sind offensichtlich.  

Wären Zeitreisen möglich, würde ich gerne einige Tage in einem (wohlhabenden) römischen Haushalt verbringen und dem Koch oder Köchin über die Schulter schauen. Man würde wahrscheinlich einige bekannte Gerichte erkennen und sich  wie am Herd einer alten Nonna am italienischen Land fühlen. 

fresco roemisch dame mit teller

Zum Abschluss noch ein Rezept aus dem ältesten uns bekannten Kochbuch De re coquinaria“, ein Dessert:

Una dulcia – Eine Süßspeise

Im Original („De re coquinaria“):
Accipies similam, coques et in aquam calidam, ita ut durissimam pultem facieas, deinde in patellam expandis. Cum refrixerit, concidis quasi dulcia et frigis in oleo optimo. Levas, perfundis mel, piper aspergis et inferes. Melius feceris, si lac pro aquam miseris.

Übersetzung:
Nimm Weizenmehl, koche es in heißem Wasser, so dass du einen sehr festen Brei erhältst, und rolle ihn dann auf einem Backblech aus. Wenn er abgekühlt ist, schneide gleichsam Plätzchen aus und backe sie in bestem Öl. Nimm sie heraus, übergieße sie mit Honig, streue Pfeffer darüber und serviere. Besser wirst du sie noch machen, wenn du Milch statt Wasser dazugibst.

Zutaten:
100g weißes Mehl
4 Esslöffel Honig
1 Esslöffel Butter
4 dl Milch
Pfeffer
Zubereitungszeit:
10 Minuten zur Vorbereitung, 15 Minuten zum Kochen

Zubereitung:
Mehl und Milch mit einem Schneebesen gut verrühren und in einer Pfanne vorsichtig erwärmen, bis ein dicker Brei entsteht. Auf einer Platte oder einem Blech gut 1 cm dick auftragen und erkalten lassen. In handliche Vierecke schneiden und in Butter auf beiden Seiten anbraten. Abschließend mit Honig bestreichen und dezent mit Pfeffer würzen 

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Weitere interessante Informationen zum Thema “Essen und Trinken im alten Rom” finden Sie hier.